Know-how Cross Current Momentum (aka Lateralgeschwindigkeit)

Wenn du im Kajak sitzt und nicht aktiv paddelst, wirst du früher oder später selbst mit deinem Boot die Richtung und Geschwindigkeit der Strömung haben (an der Oberfläche). Du treibst also den Fluss hinunter und wirst dort landen, wo dich die Strömung hinbewegt.

Dasselbe ist der Fall, wenn deine Bootsspitze immer in Richtung stromabwärts zeigt und du zwar aktiv paddelst, du aber immer in der Mitte der Strömung mitfährst. Oder du lässt deine Bootsspitze strömungsaufwärts zeigen und paddelst aktiv gegen die Strömung, um die Höhe zu halten: wieder kein Cross Current Momentum!

Wenn du dagegen dein Boot in einem Winkel zur Strömung stellst und in Richtung Ufer paddelst, baust du etwas Geschwindigkeit seitlich zur Strömung auf. Das ergibt dann mehrere Vektoren, wovon einer quer zur Strömung zeigt. Dieser steht für deine Geschwindigkeit quer zur Strömung. Das nenne ich „Cross Current Momentum“.

Mit dem Begriff „Cross Current Momentum“ ist gemeint, dass wir unser Kajak jederzeit und aktiv an eine bestimmte Stelle relativ zur Strömung bewegen können, anstatt dort zu landen, wo uns die Strömung hintreibt. Man könnte dazu auch Lateralgeschwindigkeit sagen…

Du entscheidest also, ob du in der Mitte der Strömung bleiben möchtest, am linken oder rechten Rand davon, oder von rechts der Strömung nach links und darüber hinaus in ein Kehrwasser fährst.

Dafür musst du das Wasser beobachten und lesen können, um zu erkennen, wo die Hauptströmung verläuft, wo sie ein „V“ bildet, wo sie gebremst und wo beschleunigt wird, wo sie abprallt, seitlich abgelenkt wird, sich mit einer zweiten Strömung überlagert, wo sie sich verengt und wo sie breiter wird. Relativ zur Breite entscheidest du dann, ob du dich von einer zur anderen Seite bewegen willst, während du mit ihr flussabwärts fährst. Oder du surfst aus einem Kehrwasser in einer Welle, hältst die Höhe und landest auf der anderen Uferseite wieder im Kehrwasser… bei all diesen Manövern wirst du dir ständig bewusst machen, wo du dich in der Strömung befindest (relativ zur Mitte und zum Rand) und du wirst im Blick haben, wo du hin willst.

Ein Beispiel
Bei der sogenannten Seilfähre paddelst du zunächst in Richtung 12 Uhr zur Strömung und du paddelst zwar, bleibst aber auf einer Stelle stehen. Sobald du aber einen leichten Winkel zur Strömung bekommst (auf 1 Uhr oder 11 Uhr), drückt dich die Strömung seitlich weg und versetzt dich seitlich. Während du einfach weiter paddelst, erreichst du so das gegenüberliegende Kehrwasser.

Wenn du mit dem Strom fährst, verhält es sich genau so. Wenn du deine Bootsspitze auf eine Seite und in einem Winkel zur Strömung drehst und paddelst, beginnst du dich seitlich in der Strömung zu versetzen. Das wirst du dosieren lernen, denn es ist das, was wir brauchen, wenn wir in ein Kehrwasser einfahren möchten, sonst treiben wir einfach dran vorbei… Manchmal ist das ungesund 😉

Wenn du dich dagegen frei und seitlich im Strom bewegen kannst, wirst du den angepeilten Punkt am Ende auch erreichen. Dabei hilft das Paddeln aus der Körperrotation und die Aktive Kante.

  • Cross Current Momentum ist der Schlüssel, um eine frei gewählte Linie fahren zu können.
  • Wenn du nach links willst, komme von rechts (und umgekehrt). Andernfalls besteht die Gefahr, dass du durch die Strömung an deinem Ziel-Kehrwasser vorbeigedrückt wirst, oder du durch eine ungeplante Drehung deines Bootes den Schwung verlierst.

 

Methodik & Übungen

  • Die Seilfähre ist eine prima Übung, um zu erfahren, wie du dich durch die Strömung seitlich versetzen lassen kannst. Wenn sie richtig ausgeführt wird, fällst du kurz bevor du ins gegenüberliegende Kehrwasser einfährst nochmal ab (d. h. du vergrößerst den Winkel zur Strömung, also z. B. statt 1 Uhr auf 2 Uhr), wodurch du nochmal seitlich beschleunigt wirst und mit etwas mehr Schwung über die Verschneidung kommst.
  • Fahre ein und dieselbe Stelle mehrmals, während du unterschiedliche Routen ausprobierst: a) mittig in der Strömung b) 1/3 links c) 1/3 rechts
  • Fahre dieselbe Stelle jetzt, indem du deine Position relativ zur Strömung veränderst, z. B. mittig anfahren, dann ins linke Drittel wechseln und dann ins rechte Drittel wechseln
  • Wenn du eine Route fährst, bei der du alle erreichbaren Kehrwasser mitnimmst, übst du automatisch das „Cross Current Momentum“, da du immer wieder über die Verschneidung und in die Strömung wechseln musst und umgekehrt

Das Konzept „Cross Current Momentum“ habe ich bei AQ Outdoors kennen gelernt: https://www.youtube.com/@AQOutdoors

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Wildwasserkajak fahren verlangt viel Erfahrung, eine solide Ausbildung und eine sehr gute Technik. Die Inhalte auf dieser Seite dienen dem Briefing unserer Mitglieder im Rahmen eines praktischen Kurses durch unseren Verein, der von qualifizierten Trainern begleitet wird.

Wir übernehmen keinerlei Haftung für Risiken, die auf eigene Verantwortung und durch fahrlässiges Verhalten eingegangen werden!

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