Know-how zum Grundschlag im Kajak
Der Grundschlag soll dein Kajak geradeaus beschleunigen, ohne es zu stark zu drehen. Damit das gelingt, muss das Paddel nahezu senkrecht und weit vorne (auf der Höhe deiner Füße) eingetaucht werden und sich parallel zum Boot nach hinten bewegen. Wenn das Paddel auf Höhe deiner Hüfte ist, wird es schon wieder aus dem Wasser genommen.
Genau genommen bewegt man das Paddel nicht nach hinten, sondern das Boot am Paddel vorbei nach vorne. Das geschieht automatisch, wenn die Bewegung aus der Körperrotation heraus geschieht und nicht dadurch, dass du mit den Armen am Paddel ziehst. Die Arme stabilisierst du eher als dass sie am Paddelschaft reißen.
Während des Paddelschlags sind durch die Körperspannung beide Arme aktiv: während sich die Hand der Seite, auf der das Paddelblatt eingetaucht wird, durch die Rotation der Schulter und des Oberkörpers nach hinten bewegt, baust du mit der anderen Hand Gegendruck auf und bewegst sie auf Stirnhöhe nach vorne. Werden hauptsächlich die Arme bewegt, gibt es meistens eine aktive und eine inaktive Hand, kommt die Bewegung jedoch aus der Körperrotation, sind beide Arme aktiv involviert und beide Hände in Bewegung. Voraussetzung für eine gute Rotation ist allerdings, dass du aufrecht und gestreckt im Boot sitzt (siehe auch Verbindung Paddler + Boot).
Damit einher geht, dass du die Hüfte nach vorne schieben – und dabei noch mit deinem Fuß Druck auf die Prallplatte ausüben kannst. So wird der Grundschlag zu einer ökonomischen Bewegung, in die der ganze Körper involviert ist und bei der du die kräftige Rumpfmuskulatur nutzt anstelle der Armmuskeln.
Das sogenannte „Paddeltrapez“ (auch: „Paddelbox“) besagt, dass deine Schulter, die Arme und der Paddelschaft von oben betrachtet ein Trapez bilden. Du hältst mit dem Paddel also immer einen gewissen Abstand zum Oberkörper und hältst den Paddelschaft parallel zum Schultergürtel, die Arme werden nie stark gebeugt. So kommt die meiste Kraft aus deinem Rumpf und du schützt deine Schulter vor der Gefahr der Luxation (siehe auch Paddelhaltung).
Durch eine seitlich kontrolliert-stabilisierende Hüfte kannst du dein Boot leicht auf die Kante legen, was den Geradeauslauf zusätzlich unterstützt.
Zusammenfassung
Einen guten Grundschlag erkennt man an:
- einer steilen Paddelhaltung (ca. 70 Grad)
- das Paddel wird weit vorne eingesetzt
- das Paddel wird nah vom Rumpf und parallel zum Boot nach hinten geführt
- Bewegung kommt aus der Körperrotation des Schultergürtels und Oberkörpers
- aufrechte, aktive Sitzhaltung (diese ermöglicht erst die Körperrotation)
- Boot wird durch die Körperspannung und unter Aufrechterhaltung des Paddeltrapezes am Paddel vorbeigeschoben
- Paddel verlässt kurz nach der Hüfte das Wasser wieder
- flüssige, geschmeidige Bewegung ohne viel Spritzen durch das Paddelblatt
- Dadurch, dass das Paddel vor allem vor dem Körper für Vortrieb sorgt, hebt es das Boot leicht an. Bleibt man zu lange im Wasser und übt hinter der Hüfte weiter Druck auf das Paddel aus, wird das Boot ins Wasser gedrückt und erhöht den Widerstand.
Methodik & Übungen
- Den Grundschlag kann man bei jeder Gelegenheit üben, besonders auch während des Winters und auf Flachwasser, bei wenig Strömung auch flussaufwärts, da dabei die Hüfte stark auf die Strömung reagieren muss und dadurch auszugleichen und zu stabilisieren lernt.
- Eine gute Übung (Flachwasser, leichtes Fliessgewässer) ist es, beim Paddelschlag mit Skalierung zu arbeiten, also man nimmt sich z.B. vor, mit Stärke/Kraft 2 von 10 zu paddeln, dann mit 5/10, anschliessend mit 8 und so weiter. Man kann sich zur Aufgabe machen, mit 2/10 für den Vortrieb zu paddeln und mit 4/10, wo es eine Richtungsänderung oder -stabilisierung braucht. So etabliert sich mit der Zeit eine ergonomischere Bewegung.
- Um eine aktive Sitzhaltung und Körperspannung zu erlernen, ist es sinnvoll, für das Üben vom Grundschlag den Rückengurt komplett zu lösen. Das führt dazu, dass du das Boot mit zentriertem Rücken über dem Körperschwerpunkt deiner Hüfte und mit Spannung in den Kontaktflächen deiner Schenkelstützen stabilisieren und steuern musst.
- Viele Anfänger bewegen das Paddel zu schnell durch das Wasser. Ideal ist es, wenn man nach dem Eintauchen des Blattes den sogenannten Catch erspürt (Widerstand, den das Blatt auf der aktiven Blattseite im Wasser erzeugt), sich daran bildhaft festhält und dann die Bewegung beginnt. So wird die Vorwärtsbewegung ökonomisch und effizient.