Kehrwasser Know-how
Die Kehrwasser eines Flussverlaufes in die eigene Linie einzubauen, gehört zur wichtigsten Wildwasser-Taktik überhaupt. Nur im Kehrwasser können wir anhalten, verschnaufen und in Ruhe den nächsten Abschnitt planen. Vor anspruchsvollen Stellen kann man im Kehrwasser aussteigen, die Schlüsselstelle von Land aus besichtigen und gegebenenfalls zu umtragen. Als „taktisches Kehrwasser“ wird ein Kehrwasser bezeichnet, das angefahren wird, um für die folgende Linie einen besseren Ausgangspunkt zu haben.
Was ist ein Kehrwasser und wie entsteht es?
Ein Kehrwasser ist ein in Bezug auf die Hauptströmung ruhigerer Bereich im Fluss, der dadurch gebildet wird, dass die Strömung z. B. durch einen herausstehenden Stein abgelenkt wird. Seitlich wird das Wasser dadurch beschleunigt, unter dem Stein wird das Wasser abgebremst und es bildet sich ein leichter Rückstrom zum Stein hin (sozusagen flussaufwärts). Zwischen Strömung und Kehrwasser bildet sich die sogenannte Verschneidungslinie, die direkt am Hindernis (Stein) noch schmal ist, nach unten aber immer breiter wird (Verschneidungszone). Daher ist es am besten, so nah wie möglich am Stein von der Strömung in das ruhigere Kehrwasser ein- bzw. auszufahren.
So geht Kehrwasserfahren
Beim Überfahren der Verschneidungslinie kommt es vor allem auf drei Faktoren an:
– Geschwindigkeit
Um mit dem Boot über die Kehrwasserlinie zu kommen, braucht es etwas Schwung. Den kannst du (beim Reinfahren) in der Strömung aufbauen, oder (bei der Kehrwasserausfahrt) im Kehrwasser
– Winkel
Der Winkel für das Überfahren der Kehrwasserlinie sollte bei ca. 2 Uhr bzw. 10 Uhr zur Strömung liegen.
– Kante
Beim Überfahren der Kehrwasserlinie musst du umkanten, da sich die Flussrichtung praktisch umkehrt. Das gilt beim Ein- und beim Ausfahren gleichermaßen. Beim Ausfahren in die Strömung wirst du die Kante so lange oben halten, wie die Strömung aus derselben Seite auf dein Boot trifft.
Beim fortgeschrittenen Kehrwasserfahren kommen viele weitere Techniken zum Einsatz: so kann man z. B. bei einem Kehrwasser mit Höhenversatz „reinboofen„, oder beim Rausfahren zunächst surfen und ein Stück weit traversieren, um dann mit einer Schlagkombination zu drehen und Fahrt aufzunehmen.
Methodik & Übungen
- Suche dir am besten eine Übungsstelle, wo du ohne viel Kraftaufwand möglichst oft ein- und ausfahren kannst. Dazu eignen sich z. B. zwei gegenüberliegende Kehrwasser, oder ein Kehrwasser, in das du darunter wieder gut hineinfahren kannst, um den nächsten Anlauf zu nehmen. Kombinierst du mehrere Kehrwasser hintereinander, wird es nie langweilig.