In den 70er Jahren hat der AKC (Alpiner Kajak Club) aufgrund zahlreicher schwerer Kajak-Unfälle angefangen, Sicherheitsausrüstung und -richtlinien für das Wildwasserfahren zu erarbeiten.
So entstand auch der Wurfsack, der eigentlich „Wurfseil“ heissen müsste, wenn man sich vergegenwärtigt, was man damit macht. „Der Wurfsack ist das wichtigste Rettungsgerät des Kajakfahrers, welches immer dabei ist. Ist man im Boot, ist der Wurfsack entweder im Boot oder am Mann befestigt, verlässt man das Boot wird der Wurfsack mitgenommen (z.B: um eine Stelle zu besichtigen etc.)“ so der AKC in seinem Handout zum Thema (https://alpinerkajakclub.de/safety/).
Anforderungen an ein Wurfsackseil
Darin erfahren wir auch, wofür der Wurfsack eingesetzt werden kann:
- Rettung eines Schwimmers aus der Strömung/Rücklauf/Verklemmsituation
- Absicherung gefährlicher Stellen durch Einsatz einer Springersicherung oder zur Rettung eines Schwimmers oder Material durch einen Springer
- Zum Aufbau eines Flaschenzuges zur Materialbergung
- Zum Ablassen von Material oder zur Not auch zum Abseilen
- Als Geländerseil bei schwierigen und gefährlichen Umtragen (Quelle: PDF Download Wurfsack, s.o.)
Dabei ergeben sich einige Anforderungen an ein Wurfsack-Seil und es stellt sich die Frage, wie gut die aktuellen Modelle am Markt diese erfüllen. Diesem Thema hat sich Ralf Schneider alias Flash angenommen und in unermüdlichen und gewissenhaft dokumentierten Versuchsreihen eine umfassende Marktübersicht erstellt, und neue Erkenntnisse zu Tage gefördert. Ausgangspunkt von der Untersuchung war, dass die Bruchlast, die der Hersteller angibt, für uns Kajakfahrer in der Praxis kaum relevant ist, insbesondere, wenn sie ohne Knoten gemessen wird.
Wie gut erfüllen die Wurfsackseile die Anforderungen in der Praxis?
Die Hersteller der Seile geben Werte für die Bruchlast ihrer Seile an, allerdings kommt die Belastung eines Seiles ohne Knoten in der Praxis kaum vor. Ralf alias Flash interessierte sich also für eine möglichst praxisnahe Annäherung an das Thema, um eine Entscheidungshilfe für den Einsatz in der Praxis zu erzielen.
Deshalb standen die folgenden Fragen im Zentrum seiner Untersuchung:
- Wie viel Zugkraft hält ein Seil mit Knoten?
- Wie viel muss ein Seil halten, das zur Personenrettung eingesetzt wird?
- Wie viel muss ein Seil halten, das zur Materialbergung mit Flaschenzug eingesetzt wird?
- bis zu welchem Seil-Durchmesser kann man ein (nasses) Seil noch gut von Hand ziehen?
- welche Dehnung ist noch akzeptabel, wenn man einen Vektor- oder Flaschenzug baut?
- wie viel Wasser darf ein Seil aufnehmen, um im Wildbach noch an der Oberfläche zu bleiben?
- warum muss ein Seil nach der Materialbergung mit Vektor- oder Flaschenzug ersetzt werden?
- Kann man sich guten Gewissens an einem Wurfsackseil abseilen (die Antwort ist mit wenigen Ausnahmen: eher nein)
Erkenntnisse aus den Tests mit aktuell am Markt verfügbaren Wurfsackseilen
Die von Flash gemessenen Ergebnisse sind so gut dokumentiert, dass sie reproduzierbar sind. Trotzdem ist es natürlich relativ, wo wir die Grenze ziehen, d.h. welche Werte wir als ideal, akzeptabel oder inakzeptabel annehmen. Für den einen mag ein nasses Seil mit 8 mm noch gut haltbar sein, für den anderen ist es möglicherweise schon zu dünn, um wirklich Kraft aufzubauen.
Seine langen Tests und seine umfangreiche Arbeit zeigt aber eines ganz genau:
- Es gibt Modelle, die sich besser für Personenrettung eignen als andere
- Es gibt Modelle, denen man den Vorzug geben sollte, wenn es in erster Linie um Materialbergung geht
- Es wird offensichtlich, welche Werte nicht unterschritten werden sollten, abhängig vom jeweiligen Einsatzzweck
- Es gibt keine Norm für Wurfsackseile, daraus ergibt sich auch: keines der Seile ist fürs Abseilen von Personen freigegeben (mit Ausnahme von Canyoning-Seilen)
- die Anforderungen in der Praxis sind so breit, dass es kaum möglich ist, für jeden Einsatzzweck das optimale Seil zu finden. Sinnvoll ist es, über zwei Seile nachzudenken. Ausserdem gilt: Jedes Seil ist besser als gar keines zu haben.
Download Wurfsackseile Test als PDF
Wir danken Ralf Schneider für die freundliche Genehmigung, seinen Test als Download verlinken zu dürfen. Zusammengefasst hat seine Arbeit Martin Frick.
Don’t try this at home… eines der anstrengenderen Seile im Testaufbau.
Moin zusammen, noch eine kleine Anmerkung von mir: Wir sind gerade dabei mit den Herstellern den Versuch zu unternehmen einen Wurfsack incl. Seil der alle unsere Einsatzort beim Wildwasserpaddelsport erfüllt, um nicht unbedingt zwei Seile mit zu führen, neu zu konfigurieren.