Sicherheit auf dem Wasser fängt schon lange vor der Tour an.
Eine gute Vorbereitung gibt Sicherheit und vermeidet viele Probleme. Egal, ob wir uns als Wanderpaddler oder auf Wildwasser bewegen: die Vorbereitung ist im Prinzip ähnlich.
Schon Tage oder Wochen im voraus sollte ich mir überlegen:
- Bin ich physisch und psychisch in die Lage die Tour durch zuhalten (horch in dich hinein)?
- Wie ist meinen Trainingszustand und habe ich die notwendige Ausrüstung?
- Welchen Fluss/Abschnitt möchte ich fahren?
- Wo ist der Startpunkt/Einsatzstelle, Aussatzstelle und die voraussichtliche Dauer der Tour?
- Kann ich zur Not irgendwo unterwegs aussteigen/die Tour abbrechen?
- Sind Brücken und Straßen in die Nähe?
- Welche Schwierigkeiten sind unterwegs zu erwarten? WW-Klasse, Flusscharakter und mit welchem Pegel ist zu rechnen?
- Was sagt die Wettervorhersage?
- Habe ich die aktuellsten Infos zu den Befahrungsregeln. z.B. Streckenabschnitte, Verbote wegen Naturschutz (die können sich jedes Jahr ändern)?
- Auf Flüssen mit Berufsschiffsverkehr sollten dir die Schifffahrtsregel vertraut sein.
- Der Fahrtenleiter sollte die meisten Infos haben und auch einschätzen können, ob die Gruppe in die Lage ist, den geplante Abschnitt zu paddeln oder nicht. Notfalls muss er/sie die Tour ändern oder aus Sicherheitsgründen einzelnen Teilnehmern abraten.
- Wenn ich ein gesundheitliches Problem habe, oder Medikamente unterwegs brauche, sollte es der Gruppen/Fahrtenleiter vorab wissen
Hilfreiche Quellen für Infos:
– DKV Flussführer/Bücher
– Internet Flussbeschreibung und Handy Apps, wie z.B. die RiverApp, rivermap.org
– andere erfahrene Paddler fragen
– lokale Vereine/Paddler Vorort kontaktieren
– Selber den Abschnitt scouten
Bitte nicht vergessen: die Info ist nicht immer aktuell und Schilderungen sind subjektiv. Gefahrenstellen auf dem Fluss kommen und gehen oder können sich täglich ändern.
So, jetzt kommt der Tag!
Schon bevor ich auf das Wasser gehe muss ich abwägen: Bin ich fit, physisch/physisch? Jedes Problem, das ich habe, kann eine Gefahr für die Gruppe darstellen, also sei ehrlich. Es ist keine Schande, die Teilnahme am Flussufer abzusagen.
Gleichzeitig – wie geht es den anderen Teilnehmern – sind die auch fit? Wer die Nacht vorher durch gesoffen hat, sollte nicht dabei sein.
Muss ich Medikamente unterwegs einnehmen? Gibt es Notfall-Medikamente? Kein Problem, aber der Gruppe sollte es bekannt sein.
Pegelcheck:
Kann sich was ändern?
Wetterlage:
Kann sie im laufe des Tages den Pegel beeinflussen?
Achte auf Sonnen/Hitze und Kälteschutz.
Kenne ich die Telefon-Notrufnummer für das Land?
Ist meine Ausrüstung in Ordnung?
Im Kajak: sind die Auftriebskörper voll aufgeblasen und ist meine Lenz/Ablasschraube zu?
Ausrüstung, die ich an mir trage:
- Schwimmhilfe/Weste
- Helm und
- an Wetter/Wasser angepasste Kleidung und rutschfeste Schuhe
- Trillerpfeife und Messer in/an der Weste und leicht erreichbar sein. Es ist auch sinnvoll, diese mit einer Schnur/Gummiband mit Sollbruchstelle zu befestigen
- Auf jeden Fall sinnvoll: Zwei extra Karabiner und einen Prusik oder ca. 1m Reepschnur.
- Eine Bandschlinge (5m)
- Handy und Autoschlüssel (beides wasserdicht verpackt). Auf dem Handy: Not/Kontaktnummern gespeichert
- Nicht verkehrt ist auch ein wenig Geld in der Landeswährung (Wasserdicht eingepackt) für ein Taxi oder Bus.
- Wenn ich einen Brille trage: ist sie fest?
Um alles unter zu kriegen, sollte die Schwimmweste genügend Aufbewahrungs-Möglichkeiten bieten. Müsliriegel sollten auch Platz finden.
Im Kajak und sicher verstaut:
- Ersthilfe-Set, wasserdicht eingepackt und leicht zugänglich
- Wasserflasche und Tagesverpflegung
- Wurfsack und (wer damit umgehen kann) extra Bergungsmaterial,z.b. Karabiner, kurze Leinen/Prusik und Umlenkrollen, alles leicht zugänglich verstaut
- Ersatzpaddel ist auch nicht verkehrt. Mindestens eines pro Gruppe
- Noch mehr Müsliriegel
Das ist auch alles recht viel und es ist nicht gesagt, dass man am Anfang alles dabei haben muss, aber wer dabei bleibt, wird es mal zu schätzen wissen. Der Umgang mit Rettungs- und Bergungs- Material sollte auch gekonnt und geübt werden.
Alle Sicherheitsgegenstände sollten regelmäßig auf Beschädigung untersucht werden, und nach Ablauf der vom Hersteller angegebenen Nutzungsdauer ausgetauscht werden.
[Unsere Ausrüstungs-Checkliste als Packhilfe findest du hier]
Absprachen bevor wir aufs Wasser gehen
Bevor die Gruppe aufs Wasser geht, sollten diese Dinge besprochen worden sein:
- Die Ausstiegsstelle sollt bekannt sein, Distanz, mögliche bekannte Gefahrenstellen, Dauer der Tour. Wer hat welche Sicherheitsausrüstung dabei?
- gegenseitiger Gruppencheck bevor es los geht: eigene Ausrüstung und die der anderen, z.B. Schwimmweste /Helm/Ablassschrauben.
- Die Gruppen-Zusammsetzung sollte festgelegt werden, wer fährt wo, Abstände, bei Bedarf können Gruppen verkleinert werden, z.B. 2/3 Personen (sog. Buddy System)
- Eine Paddeltour kann sehr dynamisch ablaufen, deswegen ist einiges an Disziplin erforderlich. Immer aufmerksam bleiben:
ich achte darauf, was die Paddler vor mir machen, wer ist hinter mir? Wir achten auf Signale der anderen - Meine gefahrene Linie sollte sich immer nach meinen Fähigkeiten richten
- Wir fahren immer auf Sicht und paddeln nie einfach blind um eine Kurve oder eine Stufe
- Immer im Blick halten: wo sind die Kehrwasser, die ich notfalls nutzen kann?
- Wenn ich das erste Kehrwasser nicht erreichen kann, wo ist das nächste oder eine Möglichkeit zum Anlanden?
- Signale mit Händen, Paddel und Trillerpfeife sollten für alle in der Gruppe vereinbart und klar sein
- Mit welchen Gefahrenstellen ist auf dem Fluss zu rechnen?
- Fließgeschwindigkeiten können sich unterwegs schnell ändern, zum Beispiel in Kurven und nach Hindernissen, Kehrwasserlinien und Seitenwasser, Außenkurven mit Prallwasser, an Stufen/Wasserfällen und Walzen. Achtung bei Wehren und überall, wo es Rückläufe geben kann, hinter Wellen, Prallwänden, Unterspülungen und Siphons
- Immer Ausschau nach Hindernissen halten: Steine, querliegende Bäume im/auf dem Wasser und überhängende Äste, Kiesbänke, Brückenpfeiler und tiefliegende Brücken. Tiefliegende Kabel/Röhren im Baustellenbereich
- Achte auch auf andere Wasserfahrzeuge, besonders auf größeren Flüssen mit Berufschiffahrt und Fahrrinnen
- Rücksicht auf böse Angler nehmen
- Noch schlimmer: die Müsliriegel gehen aus 🙂
Jetzt ist es passiert: Kentern
Was tun, wenn jemand kentert, wer tut was und wieso?
Vorweg gesagt, jede Kenterung ist anders, die Situation kann sich sehr schnell ändern und dynamisch werden. Aber meist läuft es so ab:
- Der Schwimmer muss ins Sicherheit gebracht und die Ausrüstung geborgen werden
- Die Paddler, die voraus sind, bekommen kaum was mit, daher gilt: wer in der Nähe ist, muss helfen
- Auf einem offenen Gewässer/ einem See ist es wahrscheinlich besser, wenn der Schwimmer beim Boot bleibt. Hier hat man mehr Zeit, um mit Hilfe der Gruppe das Kajak auszuleeren und wieder einzusteigen
- Auf Kleinflüssen und im Wildwasser ist es nicht immer ratsam, lange im Wasser zu bleiben
- Wenn möglich, kann der Schwimmer das Kajak schnell ins Kehrwasser schieben und bestenfalls gleich an Land gehen. Wenn möglich das eigene Paddel mitnehmen
- Allerdings: bitte immer auf die anderen Paddler hören! Nur sie können sehen, was zu tun ist und wie die Rettung am besten organisiert werden kann
- Je nach Anzahl sollten sich die Helfer aufteilen, z.B.: 1) einer direkt beim Schwimmer, um ans Land zu helfen. Nur einer hilft, zwei hindern sich gegenseitig. 2) Der Zweite bleibt dabei und schaut nach vorn auf mögliche Problemzonen und dirigiert oder übernimmt wenn nötig. 3) ein Paddler sollte etwas weiter vorausfahren, um an einem sicheren Anlandeplatz auszusteigen und sich mit dem Wurfsack bereithalten. 4) die anderen sollten versuchen, das Material einzufangen
- Die Gruppe wird dabei auseinander gerissen, oft ist dann auch die Kommunikation stark eingeschränk
- Danach müssen Schwimmer und Material wieder vereint werden. Es muss abgewogen werden, wie dies am Sichersten zu bewerkstelligen ist
- Wer nicht an der Rettung beteiligt ist, sollte sich in Sicherheit bringen, den Kontakt halten und eventuell je nachkommen, mithelfen und/oder voraus fahren.